Rückblick 2014

Auftaktveranstaltung der „2. KölnBonner Woche für Seelische Gesundheit“

Zum Welttag der Seelischen Gesundheit wurde am 10. Oktober 2014 im FORUM Volkshochschule im Museum am Neumarkt die „2. KölnBonner Woche für Seelische Gesundheit“ mit einem Gesprächsform zum Thema „Seelische Gesundheit leben – die Kraft der Selbstfürsorge“ sowie einer begleitenden Ausstellung regionaler Institutionen des Themenfeldes „Seelische Gesundheit“ eröffnet. Den ganzen Tag über konnten sich Betroffene, Angehörige und Interessierte kostenlos an den zahlreichen Informationsständen informieren.
Nach der Vorstellung der Initiatoren (BTZ-Berufliche Bildung Köln GmbH, Eckhard Busch Stiftung, Gesundheitsregion KölnBonn e.V., Köln Ring – Gesellschaft für begleitendes Wohnen, LVR-Klinik Köln, Rat und Tat e.V., Stadt Köln, Tagesklinik Alteburger Straße gGmbH, Universitätsklinikum Köln) und der  Förderer (Kämpgen Stiftung, Amt für Weiterbildung der Stadt Köln, Schokoladenmuseum Köln), durch das geschäftsführende Vorstandsmitglied des Gesundheitsregion KölnBonn e.V., Prof. Dr. Wolfgang Goetzke, eröffnete Dr. Anne Bunte, Leiterin des Kölner Gesundheitsamtes, in ihrem Grußwort offiziell die 2. KölnBonner Woche für Seelische Gesundheit. Frau Dr. Bunte betonte, dass es vor dem Hintergrund steigender Belastungen in der Arbeitswelt (hohes Arbeitsaufkommen, befristete Arbeitsverhältnisse, Zeitdruck, ständige Erreichbarkeit) in der heutigen Zeit immer wichtiger sei, „die seelische Gesundheit zu leben und zu erhalten“. Bürgerinnen und Bürger müssen über Möglichkeiten der Prävention und Behandlung psychischer Erkrankungen aufgeklärt werden. Die 2. KölnBonner Woche für Seelische Gesundheit leiste mit den rund 80 Veranstaltungen im Rahmen der Informationswoche eine große Aufgabe und sei im bundesweiten Vergleich der Aktionen sehr weit vorne.

Unter der Moderation von Marie-Anne Schlolaut, Redakteurin des Kölner Stadtanzeigers, diskutierten Prof. Dr. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank (LVR-Klinik Köln),  Christian Hülsebusch (Stresszentrum NRW),  Univ.- Prof. Dr. Jens Kleinert (Deutsche Sporthochschule Köln) und  Thomas Seelert (I.d.E.E. e.V.) im Gesprächsforum zum Thema „Seelische Gesundheit leben – die Kraft der Selbstfürsorge“.

Auf die Frage nach den häufigsten Ursachen für Stress und Burnout antwortete Prof. Dr. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank, dass die meisten Menschen zu große Arbeitsbelastungen und zu hohe Erwartungen als Grund sehen würden. Ihrer Meinung nach sei dies zu kurz gegriffen. Frau Prof. Gouzoulis-Mayfrank sieht die richtige Balance zwischen Belastung und Ressourcen als Schlüssel für eine gesunde Seele. So brauche ein Mensch bei einer höheren Belastung auch mehr Regeneration, um einen Ausgleich zu schaffen. Christian Hülsebusch sprach aus seiner Erfahrung als Firmenberater und fügte hinzu, dass viele Menschen heutzutage den Begriff „Stress“ schon viel zu häufig verwenden würden. Um jedoch aktiv dagegen anzugehen, müsse man sich Methoden aneignen, um den eigenen Stress wirklich zu bewältigen. Univ.- Prof. Dr. Jens Kleinert ergänzte, dass Belastungen und Stress auch ein Motor für die Persönlichkeitsentwicklung seien und man ihn deshalb auch durchaus positiv bewerten könne. Kompetenz, Autonomie und Beziehungen seien Grundbedürfnisse, welche sich stets weiterentwickeln. Wird der Stress aber langfristig nicht als Befriedigung der Grundbedürfnisse aufgenommen, so werde die eigene Entwicklung gestört und der Körper brauche einen Ausgleich. „Die Seele muss trainiert werden“, so Kleinert. Thomas Seelert, selbst ein ehemaliger Burnout-Patient, wies darauf hin, dass Stress nur zu bewältigen sei, wenn man sich Zeit nimmt, ein Bewusstsein für seine Situation und Achtsamkeit für sich selbst zu entwickeln. Es sei wichtig, dass man, die Ursache vom eigenen Stress erkenne und lernt, damit umzugehen. Die Teilnehmer waren sich einig, dass die Menschen achtsamer mit der Gesundheit ihrer Seele umgehen müssten. Wichtig sei es, sich auch Zeit für sich selbst einzugestehen, so Prof. Dr. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank.Univ.- Prof. Dr. Jens Kleinert hob hervor, dass man eine Balance zwischen sich und der Umwelt schaffen müsse. Er sprach aus sportwissenschaftlicher Erfahrung, dass Coaches ihre Schützlinge oft daran erinnern, warum sie überhaupt ein Turnier gewinnen wollen. So entwickle der Sportler ein Bewusstsein für den Sinn seiner Tätigkeiten und entgehe somit dem Risiko einer Überlastung und schließlich des gänzlichen Abbruchs seiner Karriere.Prof. Dr. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank und Thomas Seelert betonten, dass das Zeigen von Verletzlichkeit keine Schwäche sei und man für Belastungen der Psyche einen persönlichen Ausgleich finden müsse. Ob dieser Ausgleich in einem Spaziergang oder in Yogaübungen liegen würde, müsse jeder individuell für sich entdecken.Univ.- Prof. Dr. Jens Kleinert erklärte, dass es oftmals nicht einfach zu erkennen sei, ob man professionelle Hilfe benötige. Depressive Störungen, langandauernde Lustlosigkeit und grundsätzlich wenig Freude am Leben seien Anzeichen für eine nicht gesunde Seele. Prof. Dr. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank ergänzte Symptome wie Schlaflosigkeit, Zurückgezogenheit, Energie- und Antriebslosigkeit als Anzeichen einer psychischen Erkrankung. Ein Hausarzt könne die Symptome erkennen und weitere Schritte einleiten. Als ehemaliger Betroffener des Burnout-Syndroms erklärte Thomas Seelert, dass der Prozess schleichend eintreten würde. Bei ihm machten sich Kommunikationsarmut und geringe Kontaktfähigkeit bemerkbar. Seelert betonte, dass die Erkennung einer psychischen Belastung ein wichtiger erster Schritt sei, um die tatsächliche Ursache zu finden.Zu der direkten Frage, was den Menschen daran hindere, seine Seele gut zu behandeln, antwortete Univ.- Prof. Dr. Jens Kleinert, dass wir uns von den gesetzlichen Normen sehr einschränken ließen. Wichtig sei es, sich sein Leben richtig zu organisieren und klare Zeiträume für sich zu schaffen. „Meine Zeit“, solle jede Woche in den eigenen Kalender eingetragen werden, so Kleinert.Christian Hülsebusch sprach sich für ein Umdenken der Unternehmen im Hinblick auf das betriebliche Gesundheitsmanagement aus. Noch zu wenige Unternehmen hätten ein betriebliches Gesundheitsmanagement integriert. Dies aber sei wichtig, um psychischen Belastungen am Arbeitsplatz zu begegnen.

Zum Abschluss sollten alle Gesprächsteilnehmer drei alltagstaugliche Werkzeuge für die Erhaltung der seelischen Gesundheit nennen. Thomas Seelert nannte die Selbstautonomie, das bewusste „Streichen“ von nicht so dringenden Aufgaben und die Menschenliebe bzw. kein bloßes Anpassen, sondern Wertschätzung der Mitmenschen. Prof. Dr. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank ergänzte diese Punkte mit der Schaffung von Bewusstsein, sich einmal in der Woche Zeit für sich zu nehmen und  etwas zu tun, was Freude bereite. Christian Hülsebusch fuhr fort, dass Schlaf eine gute Präventionsmaßnahme darstelle, sowie die Anwendung von Entspannungstechniken (beispielsweise Yoga oder Sport/Bewegung) und die Schaffung von Ruhezeiten, in denen man abschalten könne, hilfreich seien. Abschließend nannte Univ.- Prof. Dr. Jens Kleinert noch die Wichtigkeit von eigenen Hobbys, freien Tagen, die man nicht verplanen sollte und ein ausgewogenes Frühstück am Samstagmorgen mit netten Gesprächspartnern zur Reflektion der Woche.

Mit diesem Auftakt startete die „2. KölnBonner Woche für Seelische Gesundheit“ in eine Informationswoche mit vielen verschiedenen Veranstaltungsangeboten wie Tage der offenen Tür, Vorträge, Film- und Theateraufführungen, Ausstellungen und Workshops.